Achtsamkeit

" Achtsamkeit bedeutet: Auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein, bewusst im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen."

 

Jon Kabat-Zinn* 

 

Es ist die Haltung, sich bewusst dem gegenwärtigen Moment zu öffnen und nicht zu bewerten. Das bedeutet präsent zu sein von Augenblick zu Augenblick, für den Wandel und die stetige Veränderung des Lebens im Hier und Jetzt. Die Aufmerksamkeit öffnet sich für die Erfahrung des Lebens mit allen Sinnen, wie auch für die Wahrnehmung der Gedanken und Gefühle, ohne diese zu verändern. Die eigene Erfahrung wird dabei mit Selbst-Freundlichkeit unterstützt. 

 

Das ist doch einfach, oder?

 

Ja, es ist einfach, weil es eine grundlegende und angeborene Fähigkeit des Menschen ist. Aber wie es mit allen Fähigkeiten ist, die wir erhalten oder stärken wollen, so muss auch die Achtsamkeit trainiert werden. Wenn Sie lernen möchten Gitarre zu spielen, oder Ihre Körperkräfte verbessern wollen, müssen sie regelmäßig üben.

Um in herausfordernden Situationen präsent sein zu können, bedarf es der gezielten Übung der Achtsamkeit. 

 

Im Laufe des Lebens haben wir gelernt bestimmte Sichtweisen zu entwickeln und reagieren auf diesem Hintergrund nicht bewusst, sondern oft "automatisch". Das ist nicht unbedingt schlecht, so hat es uns Menschen erlaubt im Laufe der Evolution zu überleben.  Wenn Lebensgefahr durch einen anstürmenden Säbelzahntiger drohte, halfen diese Automatismen uns, schnell zu reagieren, also kämpfen oder fliehen zu können. 

 

 


In unserer modernen Welt sind wir aber oft vor Situationen gestellt, die diese alten, instinktiven Überlebensmuster in uns auslösen, ohne dass wirklich eine existenzielle Gefahr bestünde. So können zum Beispiel das Warten im Stau, das Gefühl unter Zeitdruck zu sein, oder der kritische Blick unseres Kollegen ähnliche Kampf- oder Fluchtreaktionen auslösen. 

Um in solchen Momenten mehr Verhaltensspielraum zu behalten, ist es gut die Haltung der Achtsamkeit eingeübt zu haben. 

 

Und übrigens, auch wenn unser unsteter Geist uns immer wieder abschweifen lässt, wir können jederzeit zu der Haltung der Achtsamkeit zurückkehren. 

 

“Wenn wir bewusst sind, dass wir nicht im gegenwärtigen Moment sind, dann sind wir im Hier und Jetzt. Wenn uns bewusst wird, dass wir nicht bewusst sind, dann praktizieren wir Achtsamkeit.”

 

Linda Lehrhaupt, Petra Meibert**

 

 

 

* Aus seinem Buch: Im Alltag Ruhe finden: Meditationen für ein gelassenes Leben, Herder 2006, S.18. 

 

 

** Aus ihrem Buch: Stress bewältigen mit Achtsamkeit, Kösel, 2010, S.30)